Ana Vaz & Tristan Bera

Der eigene Anteil

25. Januar – 24. März 2019

Eine Geschichte der Krise [politisch, sozial, ökologisch]

A Film, Reclaimed von Ana Vaz (*1986, Brasília) und Tristan Bera (*1984, Frankreich) erzählt, kommentiert und berichtet. Es ist ein politischer Essay über die ökologische Krise des Planeten, die dessen BewohnerInnen selbst herbeigeführt und dokumentiert haben, in schönen bewegten Bildern. Der Mensch ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde. Im Anthropozän, dem neuen geologischen Zeitalter, ist der menschliche Industrialismus zu einem schädigender Faktor für das Ökosystem der Erde geworden. Mit unabsehbaren Folgen.

Ana Vaz und Tristan Beras audiovisuelles Werk entspinnt eingängig Beziehungen zwischen Selbst und Anderem, Mythos und Geschichte durch eine Kosmologie von Zeichen, Referenzen und Perspektiven. Bild- und Toncollagen von vorgefundenen und neu aufgenommenen Materialien erzählen die Geschichte des menschlichen Handelns auf der Erde und dessen Auswirkungen. Ethnografische Deutungen über die aktuelle geologische Krise treten fiktiven Spekulationen gegenüber.

Künstlerisch bemerkenswert und innovativ in der Umsetzung setzt der Film bewusst alte und neue Medien ein und macht dabei die altbekannte Kraft der Kinematographie deutlich. (Denn Filmwahrnehmung ist eine besondere Form der Wahrnehmung von Dingen, eine Form der Erkenntniskritik sowie die Erfahrung eines spezifischen Zugangs zur Welt.) Filmgeschichte als Menschheitsgeschichte. Menschheitsgeschichte als unsere Geschichte. Der Mensch als Eroberer, der Mensch als Anführer, der Mensch als fortschrittlicher Zukunftsbringer. Aber umso mehr: Der Mensch als Erkenntnisloser. Der Mensch als Zerstörer.  Der Mensch als letzter seiner Art.

A Film, Reclaimed zeigt poetisch, kinematografisch, historisch und kritisch wie allumfassend die bedrohte Wechselbeziehung zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt ist und regt an zu dem Versuch, seinen eigenen Anteil beizutragen, um die Zukunft des Planeten neuzuschreiben.

Barbara Marie Hofmann, 2018