Nocturne: Vortrag von Roberto Ohrt

Nocturne exeptionnelle
Sonntag 16. Oktober 2011 um 20 Uhr
Vortrag von Roberto Ohrt, Hamburg
zu Edgar Wind und Aby Warburg

Der Kunstwissenschafter Roberto Ohrt, Hamburg, hat mit seiner jüngsten Publikation „Heilige Furcht“, zusammen mit John Krois, Schriften des Kunsthistorikers und Philosophen Edgar Wind (1900-1971) ins Gedächtnis der Wissenschaft zurück gerufen. Wind war phasenweise einer der engsten Vertrauten des Kulturwissenschaftlers und Kunsthistorikers Aby Warburg, der einige Jahre im Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen lebte.

An der Nocturne im Kunstraum Kreuzlingen entspinnt Roberto Ohrt das Geflecht der Ideen und Gedanken der beiden Geisteswissenschafter, die zwar einander durchaus schätzten, dem Kunstverständnis und -betrieb ihrer Zeit aber durchaus kritisch gegenüber standen. Aby Warburg beispielsweise war angetan vom analytischen Verstand des jungen Kunsthistorikers. Obschon ein Bewunderer von Vischer, Burkhardt oder Nietsche, begeisterte Warburg sich für die philosophisch-psychologischen Notizen von Wind, die er als pragmatisches Philosophieren verstand. Wind wiederum arbeitete nach der Übersiedlung der Warburg-Bibliothek von Hamburg nach London am Warburg Institute und gilt heute als Retter dieser Bibliothek. Beide wiederum interessierten sich in ihren Arbeiten intensiv an der Prägung und dem Nachleben der Bilder und lieferten bedeutende, nachhaltig wirkende Impulse für die Kunst und die Mutter aller Wissenschaft, die Philosophie.

Roberto Ohrt promovierte 1988 (Phantom Avantgarde) und veröffentlichte zahlreiche Schriften zur situationistische Internationale und Künstlern wie Martin Kippenberger, Raymond Pettibon, Andreas Hofer, Paul Thek, André Butzer oder Jason Rhoades. Der gebürtige Chilene organisierte Ausstellungen für das Centre Georges Pompidou, das ZKM Karlsruhe, die Transcontinental Nomadenoase (Miami und Mexiko City) oder das Museum der Moderne Salzburg. Ohrt ist Mitbegründer der Akademie Isotrop (Hamburg, 1996-2001), Silverbridge (Paris/San Francisco), 8. Salon, Hamburg (Ausstellungsraum, Bibliothek, Atelier). Eva Grundl, M.A.

Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung von
Christian Rothmaler, Jannis Marwitz, Philipp Schwalb:
nüchtern weltweit arbeitslos – Malerei.
Noch zu sehen bis 23. Oktober 2011.