Julia Bodamer

Where it might take place or where they used to dance

10. September – 23. Oktober 2016

Where it might take place or where they used to dance
Julia Bodamers künstlerische Herangehensweise ist eine, die vom Erleben als Zeitpunkt des Entstehens ausgeht. Ihre Arbeit beginnt in dem Moment, in dem sie selbst im Raum präsent ist.

Bodamers Räume sind andere als die, die wir aus der Realität kennen: Was die Künstlerin zeigt, sind Dimensionen, vielmehr Modelle von Raum. Modelle von etwas, das möglich sein kann. Ihre Räume sind leer, unfassbar, ortlos, surreal, unbegrenzt in ihrer Begrenzung. Es sind bewegte Gewebe. Orte, die wie fluoreszierende Entitäten umher schweben, die man in einem Schritt gleichzeitig verlassen wie auch erreichen kann. Es sind uferlose Welten.
Wie sind diese Räume nun für uns erlebbar? Die von Bodamer gezeigte Erfassung der Räume erinnert an ein blindes Sehen und taubes Hören. Raum wird hier als temporärere Existenz statt statischer Zustand begriffen. Es sind das Spiel und das Ausstellen von Zeitlichkeit, die die Künstlerin dabei als Methode nutzt. Tastend bewegen sich die Protagonisten ihrer Videoarbeiten durch die Welten, die sie umgeben. Der dokumentarische Blick, den die Kamera dabei aufweist, erinnert an das ruhige Abtasten eines belebten Körpers. Dieser Körper als Raum, der leise und gleichmässig atmet, der in der Stille um uns herum fühlt und empfindet.
Ebenso wie der Raum den Inhalt von Bodamers künstlerischer Arbeit bestimmt, so bestimmt dieser Inhalt auch die Wahl Ihres Mediums. Die Eigenschaften des Raumes und seiner Präsenz geben somit vor, welche mediale Sprache – ob Film, Audio oder Modell – die Künstlerin nutzt, um eben diesen Raum für uns erkennbar zu machen.
Wie Geschichten, die erzählt werden wollen, vollziehen sich so die von Julia Bodamer inszenierten Raumbegehungen. Der Betrachter tritt in diese Räume ein und versucht sich zu verorten. Dabei wird er nicht alleine gelassen, denn es gibt Hinweise. Oftmals ist es die Sprache, die die Künstlerin nutzt, um in ihren Arbeiten auf etwas zu referieren. So existieren Sätze unmittelbar im Raum, die ebenso auf etwas verweisen wie sie es offenlassen. Diese Referenzen bieten ein vages Gedankengerüst an, das der Betrachter durch seine eigene sinnliche Erfahrung im Moment des Erlebens selbst ausfüllen kann. Es ist ein sanftes an die Hand nehmen und ein Begleiten des Betrachters. Julia Bodamer führt uns still und leise ein in diese Räume, in denen wir dann zurückbleiben, ohne Furcht und stattdessen mit einer unbestimmten Lust nach Empfindung.

 

Barbara Marie Hofmann, 2016