Boris Petrovsky

Was wir wollen sollen

27. Januar – 9. April 2017

Boris Petrovskys Kunst ist eine, die aufregt, die Fragen aufwirft, die verunsichert. Seine Objekte sind von Menschen erzeugte und dabei selbstdenkende Systemmodelle – mechanisch brutal und dennoch verführerisch in ihrer Ästhetik. Was er zeigt, sind Systeme, die den Rezipienten fortlaufend bedienen, ohne ihn selbst dabei noch zu brauchen (aber so tun, als ob und dabei Daten erfassen). Eine »Wunscherschaffungsmaschine«, deren Steuerung nicht mehr nötig oder nicht mehr möglich ist?

Petrovskys Kunst reflektiert Bedürfnis- und Konsumstrukturen, die akut geworden sind in unserer Gesellschaft der stetigen Beschleunigung und Selbstoptimierung. Der schlimmstmögliche Fall? Die Wunschlosigkeit des Menschen. Wir müssen begehren. Wir müssen etwas wollen. Wir müssen es wollen zu wollen und dürfen es nicht so aussehen lassen. Denn längst ist der Verbrauch das eigentliche Produkt, eingesponnen in ein Netzwerk aus plausiblen Paradoxien. So stellt Boris Petrovsky aus, was wir längst schon wissen und dabei doch nicht sehen wollen: Wir sind zu einer befüllbaren Leerstelle geworden, assistieren unserer eigenen Abwesenheit und feiern diese mit seeligen Gesichtern. Das störungsfrei eingependelte System ist zugleich Idealzustand und gefürchteter Höllensturz.

Es stellt sich die Frage nach dem Verbleib des Menschen in diesem nahezu unsichtbar gewordenen, technisierten Inferno: Boris Petrovsky verführt uns und setzt uns aus – anwesend abwesend – und lässt uns dann dort in einem hell erleuchteten Weltinnenraum der Maschinen, in einer Art »technospiritistischem Andachtsraum« alleine zurück, wo wir längst schon sind. Wir (die Betrachter) sind Zeugen unserer eigenen Abwesenheit. Und sehen mit Schrecken und Verzückung zugleich: Das alles weiter seinen Gang geht. Dass wir wollen, was wir wollen sollen, um zu sein.