Leo Bettina Roost – Jango Moussa

without a home

02. September – 28. September 2016

Flucht und Migration. Allein im vergangenen Jahr haben sich zahlreiche Kunstausstellungen und Projekte damit befasst. Doch oftmals ist es ein Blick von aussen anstatt von innen heraus. Das vom Kunstraum Kreuzlingen initiierte Ausstellungsprojekt without a home gibt denen eine Stimme, die über diese Themen aus ihrer eigenen Lebenserfahrung heraus sprechen. Es ist ein Sprechen, das weg von Verallgemeinerung geht, hin zu einem individuellen Berichten der Betroffenen darüber, wie es war und ist, das Schicksal und Leben als Migrant.

Die Kindheit der Künstlerin Leo Bettina Roost war geprägt durch Stigmatisierung aufgrund ihrer italienischen Abstammung. Wiederkehrende Erfahrungen der Ausgrenzung prägten ihr Verhältnis zur Schweiz. Bis heute bleibt der Begriff Heimat für sie fraglich.  Der syrische Künstler Jango Moussa floh im Mai 2014 mit seiner Familie vor dem Krieg in Syrien und lebt seither in der Schweiz. Die Peregrina-Stiftung unterstützt den Künstler und seine Familie bei ihrer Integration.

Die Geschichten, die Roost und Moussa erzählen, stehen stellvertretend für viele wie auch für den Einzelnen. Im Rahmen der Ausstellung schaffen die Künstler Objekte der Betrachtung und werden gleichzeitig selbst als solches ausgestellt. Durch das Ausstellen ihrer Erfahrungen schaffen die Künstler bewegte Gefühlsräume in unserer aktuellen Gegenwart. Alte und neue Heimat, Flucht, Verlust, Distanz, Zugehörigkeit und Sehnsucht: All dies findet hier seinen Platz. Dabei muss akzeptiert werden, welches unterschiedliche Gewicht und welche unterschiedliche Bedeutung eine ähnliche Erfahrung für die Künstler haben kann. Leo Bettina Roost und Jango Moussa zeigen in ihren Werken sichtbar unterschiedliche Positionen und Standpunkte zu ihrem Leben als Migranten. without a home ist somit ein lebendiges Ausstellungsprojekt. Ihre gemeinsame Begegnung nutzen die Künstler als Ausgangsbasis, um sich selbst und ihren Standpunkt zu finden. »Wir verwirklichen uns in der Abgrenzung voneinander«, sagt Leo Bettina Roost. »Wir suchen das Gemeinsame, um das Eigene zu finden.«

Barbara Marie Hofmann, 2016